Lebe deinen Traum - Teil 3

… ein Pferd hatte ich ja inzwischen – aber auch eine Menge Arbeit und wie gesagt auch ein riesiges Problem, da dieses Pferdchen einfach immens schreckhaft und sensibel war. Doch nach und nach wuchsen wir immer mehr zusammen und heute – nachdem ich dieses tolle Tier nun seit knapp 13 Jahren mein „eigen“ nennen darf – bin ich sehr sehr dankbar, dass wir damals nicht aufgegeben haben. Wir haben uns beide reingehängt, gearbeitet und gearbeitet – und es hat sich gelohnt. Bei diesem Pferdchen handelt es sich tatsächlich um Carino – ja, genau der Carino, der maßgeblich daran beteiligt war, dass die Methode der ganzheitlich-funktionellen Reittherapie entstehen konnte. Er hat mich durch Höhen und Tiefen begleitet, sehr oft herausgefordert, hat mir beigebracht, im Moment zu sein – und das zu 100% -, hat mich darin geschult, intuitiv zu handeln, mir dabei geholfen, meine empathischen Fähigkeiten auszubauen - und noch vieles mehr.

 

Er hat unzähligen Kindern und auch Erwachsenen dabei geholfen, sich nicht weiter von „Problemen“ unterkriegen zu lassen sondern über sich selbst hinauszuwachsen. Er war und ist der Liebling aller, die zu uns kommen. Seine feine Art, seine Sanftheit, seine „Gutmütigkeit“ und sein schelmischer, verspielter Charakter – begeistern einfach jeden, der mit ihm zu tun hat.

 

Als wir uns auf einem guten Weg befanden und immer besser klarkamen – nach ca. 1,5 Jahren – begann ich dann meine Weiterbildung zur Reittherapeutin. Es gab damals nur sehr wenige Weiterbildungsanbieter - wenn ich mich recht entsinne waren es in Deutschland lediglich 5 Träger, die eine Weiterbildung zur Reittherapeutin angeboten haben. Daneben gab es noch das Institut für soziales Lernen mit Tieren in der Wedemark. Dort war eine Weiterbildung in Sachen tiergestützter Therapie möglich – also auch mit anderen Tieren als Pferden, mit verschiedenen Nutztieren, Hunden etc. Doch das kam damals für mich nicht in Frage – da ich noch komplett auf Pferde ausgerichtet war. Außerdem war die Entfernung einfach recht groß. Ich entschied mich für das IPTh, das Institut für pferdegestützte Therapie in Konstanz – ganz einfach aus dem Grund, weil es den für mich kürzesten Anfahrtsweg ermöglichte und es mir eine „fundierte Sache“ zu sein schien. Damals war ich – nicht zuletzt durch die Ausbildung zur Physiotherapeutin – noch recht überzeugt von der Denkweise der Schulmedizin dazu, wie Gesundheit wiederherzustellen sei. Und da die Entfernung zu den anderen Anbietern - außer einem - um ein Vielfaches höher und der andere Anbieter in näherer Umgebung schien mir zu unstrukturiert war - stand meine Entscheidung fest...

 

 

 

Mensch, war ich aufgeregt, als es endlich losging – ich saugte alles Wissen wie ein trockener Schwamm auf, übte mit Carino und bereitete ihn und mich so gut ich konnte auf unseren Einsatz in der Reittherapie vor, kniete mich in die Fallarbeiten (also das Arbeiten mit meinen ersten „Patienten“) rein und übertraf mich selbst beim Schreiben meiner Abschlussarbeit und in der Prüfung am Ende der Weiterbildung.

 

Damals – wie auch schon in der Ausbildung zur Physiotherapeutin – gab ich alles, investierte jede freie Minute, um Lernen zu können, gab mehr als die sprichwörtlichen 150 % auf allen Ebenen, was die Reittherapie anging. Dieser Einsatz wurde mit Bestnoten quittiert – aber was denke ich noch viel wichtiger war – es hatte zur Folge, dass ich wusste, was ich warum tat – und was ich warum nicht tat. Es hatte zur Folge, dass ich immer mehr verstehen wollte – und zwar alles. Zu 100%. Ich wollte in der Physiotherapie wissen, warum etwas gemacht werden sollte, warum "etwas" half etc. – und genauso in der Reittherapie. Nur dass die Antworten, die ich in der Weiterbildung bekam, mir persönlich nicht ausreichten. Es war mir vieles zu oberflächlich – aber dadurch, dass ich recht ausgelastet war durch die Arbeit mit Carino, durch das sehr intensive recherchieren für meine Abschlussarbeit und noch so manche andere Verpflichtungen hatte ich einfach keine Zeit dafür, um mehr in die Tiefe zu gehen. Denn nebenbei engagierte ich mich intensiv in einer Freikirche, leitete dort verschieden Gruppen und hatte insgesamt ein mehr als ausgefülltes Leben. Freizeit – wer braucht das schon ;-) … Langeweile – das gab es bei mir schlicht nicht. Im Gegenteil, der Tag hatte regelmäßig viel zu wenige Stunden…

 

Trotzdem entschloss ich mich dazu, mich auf die Suche nach einem zweiten Pferd zu machen. Denn ich wollte ja mit der Reittherapie Geld verdienen, das stand von Beginn an fest. Und sollte Carino mal krank sein (was ich natürlich nicht hoffte aber einfach realistischerweise mit einkalkuliert werden sollte) – dann hätte ich keinen Plan B. Damals hatte ich natürlich noch nicht wirklich viel mehr Geld als zu Beginn meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin. Während der Umschulungszeit reichte das Geld nur äußerst knapp, dann, als Physiotherapeutin arbeitend, kam ich gerade zu dem Zeitpunkt im Berufsleben der Physiotherapeuten an, als eine einschneidende Reform im Gesundheitswesen dazu führte, dass die Rezeptwerte drastisch gedeckelt wurden. Das führte dazu, dass die Physios extrem niedrige Stundenlöhne bekamen. Ich hätte auch Putzen gehen können, da wäre unterm Strich nicht selten mehr verdient gewesen.

 

 

Hinzu kam, dass ich mit dem Beginn der Weiterbildung zur Reittherapeutin meinen Physiojob nur noch Teilzeit – so ca. 50% - ausübte. Ich wollte eine herausragend gute Reittherapeutin werden und es war klar, dass das nicht einfach so „nebenher“ vom Himmel fallen würde. Was ich damals nicht wusste – ich aber dennoch intuitiv richtig gemacht habe, ist eine interessante Sache, die mit Hilfe von Studien herausgefunden wurde. Forscher wollten herausfinden, was Weltklassemusiker von „durchschnittlichen Musikern“ unterscheidet. Was genau die Faktoren dafür sind, dass manche Menschen um Welten besser darin sind, ein Instrument zu spielen als andere. Was die Forscher dabei herausgefunden haben ist - wie ich finde - sehr bemerkenswert. Der entscheidende Unterschied, der aus einem Musiker entweder einen „durchschnittlichen Musiker“ oder einen „Weltklassemusiker“ macht, ist: schlicht und ergreifend: .... was meint ihr - was dieser Unterschied denn genau ist? Im nächsten Artikel verrate ich es euch...

 

Bis dahin, alles erdenklich Gute!

 

Viele Grüße vom Brachfeld,

 

Sandra Rauch